Montag, 27. März 2017

New Orleans

Der Flug nach New Orleans  verlief ohne Probleme. Ich schuf einiges Aufsehen, da ich der Meinung war, in Plastik verpackte Chips und Plätzchen wären kein Essen. Einmal Nachts auf einem Busbahnhof war es ähnlich. Ich war enttäuscht, daß alle Geschäfte geschlossen waren, und man nichts Essbares kaufen konnte. Ein Sicherheitsmann zeigte mir dann den Automaten, wo man sich Chips und Dosengetränke herausholen konnte. Aber ich sagte enttäuscht, daß ich aus Europa komme und das nicht Essen für mich ist. Das Essen wurde auch zunehmend ein Problem, da die Shops in den Centren der großen Städte im Osten nur unverderbliche Waren anboten. Die grossen Supermärkte mit Früchten und frischen Sachen wie Käse oder Fleisch waren in der Peripherie zu finden. Dort kam man ohne Auto schlecht hin.

Zum Glück habe ich fast immer Moringa-Kapseln dabei. Man sagt, das Nahrungsergänzungsmittel gäbe dem Körper alles, was er bräuchte, ausser Vitamin C. Mit Moringa, Wasser und Brot kommt man im Zweifelsfall lange durch. Krank auf der Reise wurde ich auch immer nur dann, als das Moringa aufgebraucht war und nicht nachzukaufen war. Avocados sollen auf sehr gesund sein und ich aß sie immer zum Frühstück, sofern möglich. Aber wie gesagt, bewegte sich die Ernährungssituation in den Städten der Ostküste oft nur auf Campingniveau.

New Orleans wurde zu der mir unsympathischsten Stadt in den Staaten. Ich las in einem Onlinereiseführer, dass die Einwohner durch den Wirbelsturm Katrina tief traumatisiert waren und man sie am besten nicht drauf anspräche oder gar Witze machen sollte. Die Wahrheit war aber, daß die Menschen dort die unfreundlichsten waren, die ich in den Staaten antraf.

Ich probierte einen Mc Donalds aus. Einmal machten die Beschäftigten und anderen Gäste einen riesen Umstand daraus, daß ich im Laden wäre. Ich denke mal, daß hatte mit meiner hellen Haut zu tun. Dann wurde ich wütend, sagte ich bin aus Europa und hätte nichts mit deren gottverdammten USA zu tun und hätte einfach nur Hunger.

Die Leute in den Staaten mit Ghetto-Attitüde, waren nicht wirklich so hart, wie die Rap-Songs uns das vermitteln wollen. Nach meinen Wutanfällen waren die immer handzahm und für normale Kommunikation offen. Ich spürte immer erhebliche Minderwertigkeitskomplexe bei ihnen. Aber all mein Verständnis verhinderte nicht, daß es dort die ekligsten Burger meines Lebens gab. Zusammenfassend ist es völlig sinnlos bei Menschen zu essen, die ihre Arbeit derart hassen.

Als ich mein Geld zurück hatte und froh war diesen Laden verlassen zu haben, probierte ich den Burger King direkt gegenüber. Aber auch dort ganz genau dieselbe Situation. Solche Fastfoodfilialen mied ich dann des weiteren. Irgendwo in New Orleans fand ich dann so ein Schnellrestaurant, wo die Kellnerin Hackbraten mit Eiern machen kann und ein bisschen mit einem spricht. Das wurde dort mein Ort, an dem ich öfter war, wenn ich von Hostel zu Hostel zog.

Die Hostels waren meist voll. Junge US-Amerikaner, die Abends viel tranken und es immer schafften dabei oberflächlich zu bleiben, auf der einen Seite. Dann auch viel Leute, die auf dem Weg auf die Strasse waren. Eine Borderline-Frau jagt mir immer noch einen kalten Schauer über den Rücken, wenn ich daran zurückdenke. So war ich alle 3 Tage am Abend immer in einem anderen Hostel.

Touristisch ging es in der Innenstadt zu. Ich erfand später den Begriff Monkey-Towns fuer solche Städte, in denen alles lustig und bunt war, sofern Touristen mit Dollars in der Nähe waren. Wenn nicht, ist Schuß mit lustig und bunt. Sage ich es direkter: ich hatte den Eindruck all die Musik würde in New Orleans nur noch für Touristen gespielt und das machte mich traurig. Es war eine Stadt mit den höchsten Erwartungen für mich. Keine wurde erfüllt.

Am ersten Tag machte ich eine der vielen geführten "Gruseltouren" dort. Man geht durch die Stadt und man bekommt etwas über Gespenster oder Vampire erzählt. Da ich eher an Gespenster als an Vampire glauben würde, entschied ich mich für die Tour zu den Geisterhäusern. In die meisten Häuser kam man aber nicht rein und bekam Geschichten erzählt von jungen, hübschen Damen mit reichen, alten und sehr eifersüchtigen Ehemännern. Die Damen oder deren ermordete Liebhaber sollen denn nun noch heute diese Orte heimsuchen. New Orleans tut einiges seinen morbiden Charme zu unterstreichen.

Am nächsten Tag bemerkte ich jedoch auf einem der Bilder, mit einer Gruselkneipe, eine Anomalie, die ich hier mal als Photo zeige:


Das ist der alte Jean Lafitte Blacksmith Shop. Jean Lafitte hatte eine pechschwarze Seele und in seinem Haus, am Ende der Bourbonstreet, befindet sich heute eine Bar. Wenn man das Bild vergrößert, dann kann man einiges seltsames entdecken. Ich poste mal auch eine entsprechende Vergrößerung:

Was ist das vor dem Bauch des Manns an der Theke?

Man achte auf den Raum zwischen dem Mann im karierten Hemd und der Bar. Auch auf den Rücken des Mannes. Gruselig? Am nächsten Tag kehrte ich nochmals zurück zu der Bar, um einen Kaffee zu trinken. Ich schloß die Augen und spürte diese erbarmungslose, kalte Boshaftigkeit. Schlechter Ort einen Kaffee zu trinken.

Nach der Tour wollte ich etwas in der Bourbonstreet trinken gehen. Das gefiel mir aber absolut nicht. Gruppen von Touristen, angetrunken und Locals mit ihrer komischen Stimmung: Monkeytown, durch und durch. Ich ging dann schlafen in das Hostel.

Ich besuchte auch ein Jazzkonzert auf dem Lafayette Square. Das war sogar kostenfrei. Ältere, progressive Paare hatten Klappstühle und Sandwichs mitgebracht und das ergab ein wenig dieses Picknickgefühl im Park mit Jazzmusik. Das war so der einzige Lichtblick, in dem nicht der latente Sarkasmus dieser Stadt auf mich abfärbte.

In den Großstädten der Staaten unternahm ich auch zum ersten Mal längere Photosafaris. Einfach aus dem Grund, weil genug Zeit vorhanden war. Leider wurden die meisten Bilder mit meinem Smartphone später auf Jamaika durch das Wasser der Karibik völlig zerstört.

Oft saß ich in Parks. Einfach weil man dort nicht laufen brauchte, es nichts kostete und ich massiv Zeit bis zum Nachtbus nach irgendwo hatte. Selbst Museen in den Staaten kosteten 30 US-$ Eintritt. Ich hatte für mich ein Tagesbudget von 50 US-$ festgelegt. Das ist dort nicht viel Geld. In New Orleans boten mir nette Leute Pappkartons an und eine nette offizielle Dame wollte mich für Essensmarken registrieren. New Orleans hat durchaus auch seine liebenswürdigen Seiten.

Ich berichtete einem alten Freund in Europa von meinen nüchternen Erlebnissen in New Orleans. Früher sprachen wir oft zusammen über Musik. Er schlug mir vor, nach Memphis zu gehen. Wo ich schon mal da war, machte ich das dann auch glatt.

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