Montag, 20. März 2017

USA

Die Maschine, die mich von Tokyo in die USA brachte, setzte zum Landeanflug an. Die Wolkendecke brach auf und ich konnte die Golden Gate Bridge erkennen. Mich hatte es nach San Francisco verschlagen, eigentlich nur wegen des Liedes von Scott McKenzie. Ich mochte es mein ganzes Leben lang und nun lag San Francisco unter mir.



Ich machte bei meinem ersten Schritt auf amerikanischen Bodens einen Scherz zu meinem Sitznachbarn aus dem Flugzeug. - Eine Anlehnung auf die Worte von Neil Armstrong beim Betreten des Mondes. Was ich an den USA stets gemocht hatte, war dieses "Think Big".

Zum anderen war es ein tolles Gefühl all die Orte mit eigenen Augen zu sehen. Deshalb bin ich Reisender geworden und in den USA gibt es eine Menge großartiger Orte und Situationen. Fange ich gleich an von den Einreisebedingungen zu schreiben, denn diese sind von allen Grenzen, die ich passierte - abgesehen später von der Grenze Guatemala zu Mexico, die skurrilsten.

Einreise in die USA

Schon in Hong Kong wollte man mich nicht in das Flugzeug lassen, weil ich kein Ausreiseticket aus den Staaten hatte. Diskutieren brachte nichts und so war ich genötigt schon vor Beginn der Reise mich festzulegen, wann und wo diese enden würde. Ich schätzte, dass ich vielleicht 6 Wochen brauchen würde mit Bussen die wichtigsten Städte abzuklappern und den frustrierten Schalterangestellten zeigte ich kurz vor Ende des Check-ins mein frisch gebuchtes Ticket von New York nach Kingston/Jamaika.

Beim Wechsel des Fluges in Tokyo wurde ich nochmals durchsucht und ein kleiner Flughafenmitarbeiter mit stechendem Blick schaffte, was bis dahin kein anderer Sicherheitsmitarbeiter eines Flughafens geschafft hatte: Er fand die zwei zusätzlichen Feuerzeuge, die durch eine kleine Ritze in einer Tasche meines Bauchbeutels in das Futter - auch für mich - spurlos verschwunden waren. Ich bedankte mich erst, daß der Mann nun meine Feuerzeuge gefunden hätte. Ich hätte nun 3 Stück. Aber er erklärte mir, dass er mir 2 der 3 Feuerzeuge nun abnehmen werde und ich mir eines aussuchen könnte.

Nach dem Check-in zum Flug in die USA wurde ich nochmals kontrolliert. Man erklärte mir, das würde bei Flügen in die USA bei - zufällig - ausgewählten Passagieren so durchgeführt. Eine Sicherheitsroutine, die auch zu meiner Sicherheit, existiere. Mein Einwand, daß eine Leibesvisitation alleine bei mir im Angesichte der anderen Passagiere ehrverletzend wäre, wurde sicherlich von den freundlichen Japanern sehr ernst genommen. Man wies mich aber auf die besonderen Vorschriften bei Flügen in die USA hin, die letztlich direkt aus den USA kämen.

In San Francisco sollte ich dann also dem Drachen direkt ins Gesicht sehen. Das war erst einmal - nach längerem Warten - ein Mitarbeiter der Migrationsbehörde. Ein freundlicher Mann von den Philippinen. Ich erzählte ihm von meinen Erlebnissen auf den Philippinen und wie freundlich die Menschen dort waren. Er hörte mir eine zeitlang mit träumerischen Blick zu. Er sagte dann, ich wäre ein guter Mensch - Pause - aber in dem Formular was ich ausfüllen mußte, wäre keine Adresse angegeben, wo ich diese Nacht schlafen würde. Und die Hand fuhr nieder mit einem roten Stempel auf das Formular. Ich hätte mich jetzt in den Interviewraum zu begeben, so würden die Richtlinien das sagen.

Der Interviewraum war nicht sehr voll. Nur ein älteres Ehepaar aus Osteuropa saß dort auf 2 der vielen Stühlen, die wie in einer Schulklasse reih an reih in einer Richtung, in die Richtung der zwei Offiziellen des Grenzschutz, die in einer Glasbox saßen, ausgerichtet waren. Die beiden Offiziellen, einer hellhaeutig, die andere dunkler, fixierten mich aufmerksam, als ich den Interviewraum betrat und mich beim Ehepaar höflich erkundigte, warum es auch hier sein musste. Sie hatten dasselbe Problem: keine Adresse angeben zu können, wo sie die erste Nacht verbringen könnten.
Jetzt musste ich mich um die beiden, ungeduldig werdenen Offiziellen kümmern. Der Mann schien ungeduldiger zu sein. Also mußte ich die Konversation auf die ein wenig lächelnde Frau konzentrieren. Ich erkundigte mich höflich, was den los waere. Ich sollte das Papier, auf das der Mann von den Philippinen einen roten Stempel gemacht hatte, abgeben und meinen Pass.

Nach Momenten der aufmerksamen Prüfung, - auf meinem Passbild hatte ich noch nicht meinen Reisebart, hatte aber bei dem Mann von den Philippinen meine Fingerabdrücke zum Abgleich hinterlassen -, sagten sie mir, ich hätte keine Kontaktadresse in den Staaten angegeben. Ich wüßte das, wäre aber ein Reisender, der quer durch die USA reisen wollte, nach New York. Eine Adresse, die Frau schränkte ein, nur eine Adresse. Ich sagte, das würde den beiden doch nicht weiterhelfen: morgen wäre ich woanders, wüßte nicht wo. Das wäre richtig, aber die Vorschriften sähen vor, das dort eine Adresse angegeben werden müßte. Ich erzählte von meiner Einreise in die Philippinen. Dort wollte sie das gleiche, verstanden aber meinen Standpunkt als Individualreisender und beliessen es bei einem Lächeln. Ich erzählte noch wie freundlich die Menschen dort wären und selbst am frühen Morgen schon lächelten. Aber dann vereiste apprupt ihr Lächeln. Der Mann sagte zischelnd etwas, was ich nicht verstand. Sie erklärten mir darauf sehr ernsthaft, daß ich nicht in irgendein Land, sondern in die Vereinigten Staaten von Amerika einreisen wollte. In der folgenden, fast andächtigen Stille, weiste mich ihr Blick an die hinter den Offiziellen an der Wand hängenden, bunte Fahne.

Die Vereinigten Staaten von Amerika wären bestimmt ein großartiges Land mit unbegrenzten Möglichkeiten. Ich bot den beiden Offiziellen mein Handy fuer eine permanente Handypeilung an. Sie wüßten dann immer, wo ich - mit Blick auf die Frau - dann wäre. Das würde den Vereinigten Staaten von Amerika - und mir natürlich - mehr helfen, als eine Adresse für eine Nacht, wo niemand wüßte ob ich dann auch wirklich dort ankommen würde. Ich hatte die Grenze der Geduld wohl nun endgueltig erreicht. Die Frau mit sehr offiziellen Stimme: ich würde mich dort, genau dort, auf einen der Stuehle setzten und nicht eher den Raum verlassen können, bis ich dort in das Formular eine Adresse eingetragen hätte. Jetzt war der Zeitpunkt für eine höfliche Stille meinerseits und ich setzte mich neben das Ehepaar auf einen der Stühle.

Dummerweise aktivierte sich  beim Hinsetzen das Smartphone in meiner Hosentasche und es spielte auf einmal Musik. "Paper Planes" von M.I.A. - ich mochte den Song. Der Text des Liedes war aber jetzt zu diesem Zeitpunkt ein wenig unpassend oder zu cool. Der Typ vom Grenzübergang schien die Musik fuer einen Moment sogar zu mögen, erstarrte dann aber in dem offiziellen Ton, es wäre absolut verboten hier Smartphones zu gebrauchen. Das war für mich natürlich ein Problem. Ich brauchte irgendwie eine WIFI-Verbindung um eine Adresse herauszufinden, um sie in das Formular zu schreiben. Die beiden würden mir sicherlich nicht ihr Smartphone für einen Moment leihen wollen.

Ich fühlte mich in die Zeit mit Längerbleiben und Absolvieren von Strafarbeiten in der Schule zurückversetzt. Die beiden hatten Genugtuung. Ich erkundigte mich bei dem Ehepaar, ob sie eine Adresse wüßten? Wär zu einfach: Nein. Also holte ich erst einmal Luft, entspannte mich. Toilette müßte später möglich sein wegen Menschenrechten und so. - Also entspannen.

Es dauerte auch nicht all zu lange, da hörte ich jemanden meinen Vornamen hinter mir fragend rufen. Es war ein Mitarbeiter der japanischen Airline, mit der ich nach San Francisco geflogen war. Der männliche Offizielle sagte dem Mitarbeiter den Rucksack, der zu lange auf dem Rollband auf mich wartete, einfach irgendwo abzustellen. Das war meine Gelegenheit mich bei dem Japaner für den Flug und die Sorgfalt bezüglich eines Gepäcks zu bedanken. Wir sprachen ein wenig, ich auch über das Problem hier mit der Adresse und der nette und höfliche Mensch zückte sein großes und sehr modernes Smartphone, - aus den Augenwinkeln sah ich, daß die Offiziellen sich ruhig verhielten-, und wir suchten eine Adresse eines Hostels mit netten Namen im Zentrum von San Francisco heraus. Voila! Ich hatte das Formular komplett ausgefüllt.

Ich fragte das Ehepaar, ob es mit mir in das Hostel kommen wollte? Komischerweise verneinten diese, was ich nicht verstand. Dort spielte sich eben ein größeres Drama ab, - sprachen auch nur gebrochen Englisch. Ich ging zum Glaskasten, um mein Visa klar zu machen. Der Typ fragte noch oberflächliche Fragen, die nicht wirklich schwer zu beantworten waren. Dann bekam ich 6 Wochen Visa, passend zu meinem Flug nach Jamaika. Dort zu sitzen und Vorschriften abzuarbeiten muss wirklich deprimierend sein? Aber solche Fragen beantwortet man am besten still leise für sich mit einem Lächeln.

Die Einreise in die USA kann wirklich sehr verwirrend sein. Zum Schreiben dieser Gesichte, schaute ich mir nochmals die Einreisevorschriften im Internet an und las, daß ein Weiterflugticket in die Karibik nicht zur Einreise taugen würde. Das war aber dort dann kein Problem. Oder vielleicht ist es eine gute Strategie den Gesprächsschwerpunkt auf kleine, lösbare Probleme umfangreich in die Länge zu ziehen?

In den USA reisete ich in Reihenfolge folgende Städte ab: San Francisco, Las Vegas, Phoenix, New Orleans, Memphis, Chicago, Indianapolis, Nashville, Washington, Baltimore, New York.

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